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Fahrzeug Flashback – Ein Bulli kommt selten allein

Veröffentlich am: 07.07.2024

Meistens verbindet man mit der Feuerwehr vor allem die großen, knallroten Lastwagen, die als Löschfahrzeuge oder Drehleitern im Ernstfall heldenhaft im Einsatz sind. Beim Blick in den Feuerwehralltag entpuppen sich jedoch schnell die universell einsetzbaren und kilometerfressenden Mehrzweckfahrzeuge als die wahren und heimlichen Helden.

Um drei dieser Fahrzeuge aus unterschiedlichen Kapiteln der Wernecker Feuerwehrgeschichte soll es in unserer neuen Folge des Fahrzeug Flashback gehen. Gemeinsam ist dem Trio, dass sie auf dem beliebten VW-Bus basieren, der im Volksmund auch „Bulli“ genannt wird - ein Kunstwort aus Bus und Lieferwagen.

Der älteste im Bunde ist ein VW Transporter der ersten Generation, der bei der Betriebsfeuerwehr Schloss Werneck im Einsatz war. Der T1 wurde 1961 vom Bezirk Unterfranken beschafft und auf dem Gelände des als Krankenhaus genutzten Barockschlosses in einer Art Gewölbekeller untergebracht. Als Truppfahrzeug war der bei Magirus aufgebaute T1 unter anderem mit einer Tragkraftspritze TS8/8, Schlauchmaterial und wasserführenden Armaturen ausgestattet.

Der T1 der Betriebsfeuerwehr Schloss Werneck
Der T1 der Betriebsfeuerwehr Schloss Werneck

Das Besondere an seiner Geschichte ist die schier unglaubliche Nutzungsdauer von über 50 Jahren bis zum Jahr 2015. Als äußerst gepflegtes und wenig genutztes "Garagenfahrzeug" wurde der T1 dann an einen Sammler aus dem Raum Mainz verkauft. Dem Mitarbeiter des Bezirks Unterfranken, der den Verkauf abwickelte, war nach seinen Erzählungen der nicht unerhebliche Bargeldbetrag, den er bei der Übergabe des Fahrzeugs erhielt, sehr unangenehm. Es wird gemunkelt, die Erinnerung an den Gang zur Bank bereite ihm noch heute Alpträume. In welcher Form der Bulli der ersten Generation bei seinem heutigen Besitzer erhalten wird, konnte bisher nicht in Erfahrung gebracht werden. Sollte einer unserer Leser den T1 erkennen, freuen wir uns über sachdienliche Hinweise zu seinem Verbleib.

Einen Bulli der zweiten Generation konnte die Freiwillige Feuerwehr Werneck in den 70er Jahren als Gebrauchtfahrzeug in ihren Fuhrpark übernehmen. Zuvor war der T2a bei der Werkfeuerwehr Fichtel & Sachs in Schweinfurt im Einsatz und wurde dort nach rund 36.000 Dienstkilometern ausgemustert. Zum (aus heutiger Sicht) Schnäppchenpreis von 999 DM wechselte der rote Bus 1977 aus der Kugellagerstadt in die Marktgemeinde.

Kommandant Franz Fuchs im T2 an der Spitze des Festumzugs zu 105 Jahre Feuerwehr Werneck 1978
Kommandant Franz Fuchs im T2 an der Spitze des Festumzugs zu 105 Jahre Feuerwehr Werneck 1978

In Werneck wurde der Bus als Mehrzweck- und Führungsfahrzeug eingesetzt, bis er schließlich 1991 mit etwa 55.000 Kilometern auf dem Tacho durch einen neuen Ford Transit ersetzt werden musste. Der Zustand des Fahrzeugs war bei seiner Ausmusterung derart schlecht, dass die letzte Fahrt im Februar 1991 vom Gerätehaus in Werneck direkt zum Schrottplatz Scholl nach Waigolshausen führte.

Auch wenn sein direkter Nachfolger kein Bulli war, dauerte es nicht lange, bis ein weiterer VW-Bus den Feuerwehr-Fuhrpark bereicherte. Aus der dritten Generation des VW-Transporters wurde 1996 mit Unterstützung des Autohauses Vossiek ein gebrauchter Pritschenwagen mit Doppelkabine beschafft. Das ursprünglich blau lackierte Fahrzeug wurde mit viel Eigenleistung umgebaut und feuerwehrrot gespritzt. Dabei wurde etwas mehr Farbe verbraucht als erwartet, denn man nutzte die Gelegenheit, um die alten Helme, die vor allem für kirchliche Einsätze benötigt wurden, wieder auf Vordermann zu bringen. Sie erstrahlen noch heute in genau dem Rotton, in dem auch der T3 lackiert wurde.

Der T3 Pritschenwagen mit Doppelkabine
Der T3 Pritschenwagen mit Doppelkabine

Die Ladefläche wurde mit Aluminiumblechen verkleidet, um das Fahrzeug für alle anfallenden Transportaufgaben unempfindlich zu machen. Aufgrund seines Nutzfahrzeugcharakters erhielt der Pritschenwagen den scherzhaften Beinamen „Heuwagen“. Mit der Indienststellung des Ford Transit Florian Werneck 55/1 wurde der T3 im Jahr 2004 ausgemustert und ebenfalls verschrottet.

Doch ganz ohne Bulli musste die Feuerwehr Werneck auch danach nicht bleiben. In einer der nächsten Folgen unserer Serie werfen wir einen Blick auf die in Werneck stationierten Fahrzeuge des ABC-Zuges Schweinfurt Land. Und auch hier wird sich bewahrheiten: Ein Bulli kommt selten allein.

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