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Fahrzeug Flashback – LF8-44

Veröffentlich am: 07.04.2024

In der heutigen Folge Fahrzeug Flashback beschäftigen wir uns mit dem LF8 von 1944, unserem ältesten Fahrzeug, das gleichzeitig auch das erste Löschfahrzeug im Landkreis Schweinfurt war und ein richtig spannendes Stück Feuerwehrgeschichte darstellt.

Dass es sich bei diesem Gefährt irgendwie um etwas Besonderes handeln muss, wird schon beim ersten Anblick klar: Die eckige Form des Aufbaus und seine schlichte Silhouette erscheinen doch sehr ungewöhnlich. Zu „verdanken“ hat das LF8 diese Optik den Mängeln und Nöten des zweiten Weltkrieges, in dessen Endphase es 1944 gebaut wurde. Vor allem Stahl war knapp und kriegswichtig, dementsprechend wurde nach Möglichkeiten gesucht, mit möglichst wenig davon auszukommen. Lediglich Fahrgestell, Motorhaube und Kotflügel wurden in herkömmlicher Weise aus Blech gefertigt, der restliche Aufbau wurde so vereinfacht, dass er als Holzrahmen mit einer Beplankung aus Hartfaserplatten hergestellt werden konnte.

Aufbau aus Holz, mit Hartfaserplatten verkleidet
Aufbau aus Holz, mit Hartfaserplatten verkleidet

Die Stationierung des LF8 in Werneck erfolgte wohl vor allem unter taktischen Gesichtspunkten. Die Feuerwehr war zur damaligen Zeit auch ein Instrument der zivilen Verteidigung und Teil des Luftschutzes. Daher sollten die Einsatzmittel so organisiert sein, dass sie nach Angriffen auf die potentiellen Ziele Schweinfurt und Würzburg von außen nachrücken und Hilfe leisten könnten. Dass das Fahrzeug tatsächlich in dieser Form eingesetzt wurde, ist aus Erzählungen des früheren Kommandanten Franz Fuchs überliefert. Dieser berichtete, dass er nach den Bombenangriffen auf Würzburg vom 16. März 1945 als junger Bursche selbst mit dem LF8 zur Unterstützung der Löscharbeiten herangezogen wurde. In der Chronik ist vermerkt, dass "die Wehr dreimal bei Bombenangriffen auf Schweinfurt Tag und Nacht im harten Einsatz" war. Zu Kriegsende wurden die Männer zum gefährlichsten Auftrag während der Bombenangriffe nach Würzburg gerufen. Ihr Einsatzziel waren die oberen Stockwerke der Residenz.

Würzburg nach dem Bombardierungen des 16. März 1945, Bild: MainPost
Würzburg nach dem Bombenangriffen des 16. März 1945, Bild: MainPost

Angeliefert wurde das erste Wernecker Löschfahrzeug im Februar 1944 mit der Bahn. Am Bahnhof Waigolshausen konnten die Verantwortlichen das neue Feuerwehrauto in seiner sandbeigen Lackierung – mangels verfügbarer Farben wurde die Grundierung einfach doppelt gestrichen – und auf Holzrädern stehend, in Empfang nehmen. Die Überführung nach Werneck erfolgte von einem Pferd geschleppt, bevor einige Tage später die Gummibereifung für das Fahrzeug – aus Gründen des Diebstahlschutzes – separat angeliefert wurde. Besetzt wurde das Fahrzeug in den späten Kriegsjahren mit denen, die noch da waren, um überhaupt Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr zu leisten. Das waren teils versehrte Frontheimkehrer, Wehrdienstuntaugliche und Männer, die aus kriegswichtigen Gründen unabkömmlich waren. Darüber hinaus viele Jugendliche wie der oben erwähnte Franz Fuchs, die noch zu jung waren, um zum Kriegsdienst herangezogen zu werden.

Ein LF15 auf Opel Blitz in sandbeiger Lackierung (Bild: BOS-Fahrzeuge.info)
Ein LF15 auf Opel Blitz in sandbeiger Lackierung, Bild: BOS-Fahrzeuge.info

Nach dem Krieg durfte das LF8 dann endlich so aussehen, wie es sich für Feuerwehrfahrzeuge gehört: Die Originalfarbe wurde auf den Außenflächen in leuchtendem Rot überlackiert. Fortan leistete der „Sperrholzbomber“ der Wernecker Feuerwehr über viele Jahre treue Dienste. Selbst ein Unfall, bei dem das Löschfahrzeug in der scharfen Mühlhäuser Kurve umkippte, konnte dem alten Opel nicht nachhaltig schaden. Auch einen Einsatz als Taxi konnte das LF8 verzeichnen: Lissi Fuchs erzählte beim Betrachten von alten Fotos die schöne Anekdote, wie sie am Faschingsdienstag vom Kommandanten Franz Fuchs mit dem Feuerwehrauto zur Arbeit gefahren wurde, weil sie verschlafen hatte. Es ist fraglich, ob sie dadurch sehr viel schneller bei der Arbeit war, schließlich befand sich ihre Arbeitsstelle nur wenige hundert Meter von ihrem Elternhaus entfernt im Schloss Werneck.

1950 - Wernecker Feuerwehrleute vor dem LF8
1950 - Wernecker Feuerwehrleute vor dem LF8

1972 wurde ein neues Tanklöschfahrzeug als Erstangreifer für die Feuerwehr Werneck beschafft und das LF8 rückte in die zweite Reihe. Eine neue Nutzung kam dem Fahrzeug zu, als 1979 der erste hydraulische Rettungssatz im Landkreis Schweinfurt in Werneck stationiert wurde. Man verlastete das neuartige Rettungsgerät auf dem alten LF8, machte es damit quasi zum ersten Rüstwagen und leistete künftig auf den Autobahnen und Bundesstraßen rund um Werneck bei Verkehrsunfällen noch effizienter Hilfe.

Die Ära des LF8 in Werneck endete offiziell mit der Indienststellung eines neuen Rüstwagens 1988. In der Folge sah das Fahrzeug zahlreiche Hallen und Unterstellmöglichkeiten unter anderem in Werneck (Scheune Kohlhepp), Eckartshausen, Frankenwinheim und im Kreisbauhof in Niederwerrn. Wie einem Zeitungsartikel von 1989 zu entnehmen ist, waren damals auch die Besitzverhältnisse nicht ganz klar. Gedacht war es als laut dem Wernecker Bürgermeister Rudolf Reith als Dauerleihgabe der Marktgemeinde Werneck an den Kreisfeuerwehrverband Schweinfurt zur Verwendung bei besonderen Anlässen. In Werneck wurde das Auto jedenfalls gerne genutzt: Erzählungen zufolge kam das LF8 in den 90er Jahren noch bei mehreren Kameraden als Hochzeitsauto zum Einsatz.

Gnadenbrot häppchenweise
Bericht zum Verbleib des ausgemusterten LF8 von 1989

Nachdem es aber im Laufe der Zeit immer schwerer wurde, einen dauerhaften Stellplatz zu finden, landete das Fahrzeug schließlich 2004 im Stammheimer Museum für Militär- und Zeitgeschichte. Dort wurde es anfangs in seinem damaligen Zustand ausgestellt und später umfassend restauriert. Dabei erhielt es die, ab 1942 kaum mehr zu findende, tannengrüne Lackierung der Feuerschutzpolizei des dritten Reiches. Auf der Tür prangen außerdem die Insignien des Deutschen Reichs und der Schriftzug der fiktiven „Feuerschutzpolizei Stammheim“. Das Fahrzeug kann von März bis Oktober in der Ausstellung des Museums für Militär- und Zeitgeschichte in Stammheim bewundert werden.

Das LF8 in der Ausstellung des Museums für Militär- und Zeitgeschichte Stammheim 2023
Das LF8 in der Ausstellung des Museums für Militär- und Zeitgeschichte Stammheim 2023

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum der Feuerwehr Werneck 2023 ist es leider nicht gelungen, das originale Fahrzeug aus Stammheim als Ausstellungsstück zu bekommen. Umso größer war die Freude, als wir die Zusage für ein fast baugleiches Fahrzeug aus dem Deutschen Feuerwehrmuseum in Fulda bekommen haben. Der "große Bruder" unseres LF8, nämlich ein LF15, hatte zusätzlich einen Wassertank an Bord, war bei der Feuerwehr Fulda im Einsatz und wurde später zu einem Berge- und Rettungsfahrzeug umfunktioniert. Bei der Restaurierung dieses Fahrzeugs wurde besonderer Wert daraufgelegt, seine spezielle Bauweise herauszustellen. So wurde nur eine Fahrzeugseite in Feuerwehrrot lackiert, die andere lediglich mit Klarlack überzogen. Dank seines tollen Zustands konnte das Fuldaer LF15 sogar aktiv, nämlich als Teil des Festumzugs an unserem Feuerwehrfest teilnehmen und trägt so seinen Teil dazu bei, dass dieses spannende Stück Feuerwehrgeschichte weitererzählt wird.

Festumzug 150 Jahre Feuerwehr Werneck 2023
Festumzug 150 Jahre Feuerwehr Werneck 2023

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